Max Stirner (1806-1856) gilt mit seinem Hauptwerk "Der Einzige und sein Eigentum", einem der radikalsten Texte der philosophischen Literatur, als Ahne und Großherr des Anarchismus. Dies mag nur zum Teil stimmen, weil es Stirner im Gegensatz zu den Anarchisten nicht darum ging, in einem System der Herrschaftslosigkeit die Solidarität der Einzelnen zu beschwören und damit das Subjekt wieder sozial zu verorten, sondern jenseits aller philosophischen Wahrheitssuche radikal den Einzelnen und nur den Einzelnen und sein Ich zu befreien. Marx nannte ihn in seiner DEUTSCHEN IDEOLOGIE "den hohlsten und dürftigsten Schädel unter den Philosophen"; von Engels über Carl Schmitt bis zu Jürgen Habermas wurde der "rigorose Monomane" abgelehnt.Dabei gilt es als erwiesen, daß der Geschmähte zu Marx' eigener Entwicklung entscheidend beitrug, ebenso wie sein Einfluß auf Turgenjew, Dostojewski, André Gide, André Breton und Herbert Read nachweisbar ist.

Wolfgang Korfmacher zeichnet nicht nur Leben und Einfluß Stirners, er gibt auch eine konzentrierte Darstellung des gesamten Werkes Stirners, das aufgrund seiner langen freien Assoziationsketten zwar auch poetische Qualität aufweist, zum Anderen als Gesamtes schwer zu überschauen ist. Dem Autor ist es gelungen, leicht faßlich aber dennoch nicht popularisierend ein wichtiges und weitgehend unbekanntes Kapitel der deutschen und europäischen Geistesgeschichte ans Licht zu heben.