Der Begriff »Massendemokratie« kennzeichnet die politische Gegenwart der westlichen Welt wie kein zweiter. Der Berliner Sozialphilosoph Peter Furth läßt keinen Zweifel daran, daß die Massendemokratie etwas grundsätzlich Neues ist, auch wenn »Masse« und »Demokratie« sehr vertraut klingen. In der Tat geht es um die alten Gegensätze der Politik und der politischen Theorie, um Masse und Individuum, Freiheit und Gleichheit, Bourgeois und Citoyen, Liberalismus und Sozialismus. Die überraschende Leistung der Massendemokratie besteht jedoch darin, diese Gegensatzpaare erstmals miteinander korreliert zu haben – mit teils überraschenden und paradoxen Folgen.

Möglich war das nur im Rahmen einer historisch einzigartigen Überwindung der Knappheit an materiellen Gütern und  finanziellen Ressourcen. Seitdem genießen die Massen der Massendemokratie ihr Menschenrecht als ein »Privileg für alle«.  Allerdings, ihre medialen Erwartungen überstrahlen ihre tatsächlichen Erfahrungen. Wird es dabei bleiben? Die materielle Versorgung kann einbrechen, und in der Angst vor dem Terrorismus kündigt sich an, daß sich Aufstandsmassen und »Unterhaltungsmassen« (Peter Sloterdijk) einander gegenüber stehen werden.

Peter Furths Aufsätze schließen an die Arbeiten von Panajotis Kondylis (1943−1998) an, der dem Begriff »Massendemokratie« erstmals eine klare Kontur gegeben hat. Furth enthält sich in seinen kühlen Analysen jeder Bewertung. Schlaglichtartig beleuchtet er nur unsere wirkliche Lage. Sie könnte sich eines Tages ändern, aber zuvor will sie erkannt sein.

Vier Aufsätze mit einer Einleitung von Frank Böckelmann.