Die Übersetzung ist durch 24 Jahre von den Mönchen in Gebet, Studium und Gottesdienst ausgearbeitet und erprobt worden.

Der »Buchhäger Psalter« wird inzwischen nicht nur im deutschen orthodoxen Kloster, sondern auch in anderen Klöstern sowie in orthodoxen und nichtorthodoxen Weltgemeinden und geistlichen Gemeinschaften als liturgischer Text benutzt.

Die Septuaginta

Im 3. Jahrhundert vor Christus übersetzten 70 Schriftgelehrte in Alexandrien die Bibel ins Griechische. Wegen der 70 Übersetzer wurde das Werk „Septuaginta“ genannt. Dieser Bibeltext wurde von den Juden der Diaspora sowohl im Gottesdienst als auch zum Bibelstudium als maßgeblicher heiliger Text verstanden und gebraucht.

Diesen hohen Rang behielt die Septuaginta auch in der christlichen Kirche des Anfangs. Für die orthodoxe Kirche ist die Septuaginta bis heute der Urtext des Alten Testamentes schlechthin. Sie liegt allen orthodoxen Übersetzungen in die verschiedenen Sprachen zu Grunde. Hieronymus hingegen benutzte für seine lateinische Bibelübersetzung den masoretischen Text (von hebr. masora, Deutung, Schule, Auslegung), den Rabbi Akiba im frühen 2. nachchristlichen Jahrhundert in der damals neu gegründeten Schule von Tiberias festgelegt hat. Luther und die späteren Übersetzer ins Deutsche legten hauptsächlich den lateinischen Text zu Grunde.

Daraus erklären sich manche Unterschiede zwischen der lateinischen und der griechischen Bibel und den ihnen folgenden Übersetzungen. Auch hinsichtlich der Zählung der Psalmen weichen beide Traditionslinien von Psalm 11 bis Psalm 146 jeweils um eine Zahl voneinander ab.

Zur Übersetzung

Ziel war es, einen Psalter auf der Grundlage der Septuaginta zu gewinnen, der nicht nur „übersetztes Griechisch“ ist, sondern nach den großen Vorbildern eines Luther oder Guardini als deutscher Text aus sich selbst heraus überzeugt, der aus dem Ureigensten der deutschen Sprache schöpft und ihre verdrängte Eigenschaft als heilige Sprache neu zum Tragen kommen läßt.

Sprache ist gestaltgewordener Geist, Abglanz und Widerhall des Ewigen Wortes. Dieser Urquell von Sprache tritt exemplarisch im Bereich des Heiligen hervor.

Liturgische Sprache gründet im Gebet. Sie darf und soll aus allem schöpfen, alle Farb-, Licht- und Schattenwerte aus dem blutvollen, herrlichen und schrecklichen Erdenleben kennen, aber sie darf niemals profan, darf nicht Sprache des Alltags sein. Sprache kann, jenseits rationaliter faßbarer Gedanken, erheben oder herunterziehen. Sie kann den Sinn verflachen oder fälschen, wie sie ihn umgekehrt mit Wendungen, die durch Klang und Rhythmus, Spannung und Weite in der Zielsprache den Sinn stützen und stimmige Assoziationen anregen, klarzulegen, zu durchlichten und zu erheben vermag.

Ihre eigentliche Qualität gewinnt Sprache aus dem Zustrom des Ewigen. Wo der lebendige Hauch des Gottesgeistes sie erfüllt, wird sie zum Gewand der Wahrheit.

Im Anhang findet man die orthodoxe liturgische Leseordnung, Anleitungen zum Rezitieren und Singen der Psalmen sowie Erläuterungen zu Quellenlage, Übersetzung und geistigem Verständnis.