Mit einem Essay vom tschechischen Historiker Jan Novotný und einem Vorwort von Jirí Padevet.

Der Ort Postelberg wurde Anfang Juni 1945 zum Schauplatz von Verbrechen gegen die Menschlichkeit an der lokalen deutschsprachigen Bevölkerung. Offiziell wurden fast 800 Menschen ermordet, während auf deutscher Seite mehr als 1.500 als vermisst gelten.

Niemand weiß, wie viele Einwohner des Saazerlandes nach dem Krieg tatsächlich getötet wurden. Abgesehen von einer Exhumierung nach dem Krieg, die von einer parlamentarischen Kommission angeordnet wurde, sind keine umfassenden Untersuchungen durchgeführt worden. Die Mörder selbst gaben bei der Untersuchung im Jahr 1947 an, dass die Zahl der Opfer „etwa tausend“ betrug. Es handelt sich jedoch mit Sicherheit um die größte ethnische Säuberung an einem Ort in Europa seit Ende des 2. Weltkriegs bis zum Massaker in Srebenica in Bosnien Mitte der 1990er Jahre. Der Vergleich mit Srebenica ist mehr als treffend: Vor dem Krieg lag Postelberg/Potoloprty genau an der tschechisch-deutschen Sprachgrenze, und die beiden Völkergruppen waren zahlenmäßig fast gleich stark vertreten.

In diesem Buch werden Geheimakten aus tschechischen Archiven ausgewertet, welche die Ereignisse aus Sicht der Täter dokumentieren. Überlebende Opfer der Inhaftierung und Vertreibung erzählen nach vielen Jahren erstmals ihre Geschichte der tschechischen Öffentlichkeit. Tschechische Journalisten, Schriftsteller und Theaterleute machen die Nachkriegsverbrechen in Nordböhmen ihren Landsleuten durch Zeitungsartikel, Ausstellungen und Theateraufführungen bekannt. Auch in Deutschland berichten Medien jetzt über „Postelberg“.