Ein merkwürdiges kulturelles Fernweh nach dem „gelobte Land im duft der sagenferne“ (Stefan George) liegt sowohl der notorischen Griechensehnsucht der gebildeten Deutschen des 18./19. Jahrhunderts zugrunde, als auch ihrem noch viel älteren Hang zur Latinität, der zwar zunächst an die kirchliche Überlieferung gebunden, spätestens aber mit Aufblühen des Humanismus in Deutschland immer stärker an einem römisch-heidnisch-antiken Bezugsrahmen ausgerichtet war.

Deshalb ist die Genese der deutschen Rom-Idee von besonderer Bedeutung: Inwieweit war diese mit all ihren Folgeerscheinungen und Mutationen treibende Kraft bei der kulturellen Entwicklung des Abendlandes, und welche führende Rolle spielte die »deutsche Bildung« dabei?