Am 2. November vor 150 Jahren schloß die Weltausstellung in Wien ihre Pforten. Statt der erwarteten 20 Millionen Besucher waren nur 7,25 Millionen gekommen. Sechs Monate nach dem Start offenbarte sich das finanzielle Debakel: Auch durch den Börsenkrach am 8. Mai 1873 und eine Choleraepidemie, die rund 3.000 Tote gefordert hatte, waren die Ausgaben fast fünfmal so hoch wie die Einnahmen. Und die Weltausstellung sollte nach den verlorenen Kriegen gegen Piemont/Frankreich (1859) und gegen Preußen (1866) doch wieder etwas Glanz bringen, die Wirtschaft ankurbeln und vor allem dringend benötigte Staatseinnahmen generieren!
Wiener Weltausstellung als leise Vorahnung für das 20. Jahrhundert Denn das zurückliegende Jahrzehnt hatte in Österreich keinen Stein auf dem anderen gelassen und auch emotional einen Tiefpunkt gebracht. Mit der Niederlage im böhmischen Königgrätz war die Vormachtstellung im Deutschen Bund verlorengegangen. Österreich, das so viele Jahrhunderte lang als Mehrer und Wahrer Deutschlands gewirkt hatte, mußte den Taktstock an Preußen übergeben. Damit verschob sich nicht nur der politische Schwerpunkt innerhalb Deutschlands, sondern in ganz Europa. Es war ein schicksalsmächtiges Jahrzehnt, und mit der Weltausstellung in Wien hätten
dessen bittere Auswirkungen zurückgelassen werden sollen. Doch wie eine leise Vorahnung auf das 20. Jahrhundert sollte dies nicht gelingen.