Südsee – schon der Begriff weckt Reisewünsche und Vorstelllungen von traumhaften, mit Korallenriffen umsäumten Inseln unter Palmen, weißen Stränden und freundlichen Bewohnern. Gewiss findet der Tourist auch heute noch solche idyllischen Plätze, aber die Wirklichkeit ist davon oft weit entfernt. Außerdem gibt es im südlichen Pazifik auch „Inseln“ mit der Größe von Kontinenten. Die Südsee – der südliche Teil des Pazifischen oder Stillen Ozeans – nimmt ein Drittel der Erdoberfläche ein und ist erst spät in den Gesichtskreis der Europäer eingetreten. Was in den mitteleuropäischen Ländern heute oft Erstaunen verursacht, ist die Tatsache, dass seit Mitte des 19. Jahrhunderts deutschen Forschern, Unternehmern und Siedlern ein bedeutender Anteil an der Erschließung und Entwicklung dieser maritimen Region zukommt. Ihr Interesse galt der südpazifischen Inselwelt ebenso wie den größeren Territorien von Neuguinea, Australien und Neuseeland. Unter den Forschungsreisenden dominierten vor allem Geologen, Biologen, Mineralogen und Anthropologen, die mit reicher Ausbeute von ihren Reisen zurückkehrten, mit ihren Schriften die Kenntnisse über die Südsee verbreiteten und die mitteleuropäischen Museen mit unbekannten Schätzen aus dem Bereich der Natur und den eingeborenen Kulturen bereicherten. Die Vertreter großer deutscher Handelshäuser wie Godeffroy & Sohn in Hamburg bereisten die Südsee auf der Suche nach Handelsgütern wie Kopra, Waltran, Holz, Tabak, Gummi sowie Bodenschätzen und errichteten zahlreiche Handelsniederlassungen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts trat das Deutsche Reich in den Kreis der europäischen Kolonialmächte ein und gründete in Neuguinea, im Bismarckarchipel, in den Marianen, Karolinen und Marshallinseln sowie in Samoa ein eigenes Kolonialreich, was viele deutsche Verwaltungsbeamte und Pflanzer sowie die ersten Touristen in die Südsee brachte.