Wenngleich in Deutschland seit einiger Zeit herausragende Persönlichkeiten, die Geschichte machten, gern ›entzaubert‹ werden, läßt sich an Otto von Bismarcks dominierender Rolle bei der Schaffung eines deutschen Nationalstaates nicht herumdeuteln. Er setzte in den drei Einigungskriegen von 1864, 1866 und 1870/71 mit großer Beharrlichkeit und Nachdruck, aber auch mit Diplomatie und Augenmaß die nationalstaatliche Einigung Deutschlands unter Führung Preußens durch. Zwar drängte Bismarck dabei den preußischen Rivalen Österreich 1866 aus Deutschland heraus, doch durch überaus maßvolle Behandlung der besiegten Habsburgermonarchie machte er aus dem Feind von heute den Verbündeten von morgen: Das bald geschlossene Bündnis zwischen dem Deutschen Reich und Österreich sollte bis zum Ende des Ersten Weltkrieges Bestand haben.

Ohne den zahlreichen Bismarck-Biographien eine weitere hinzuzufügen, stellt der Verfasser den Baumeister des Deutschen Reichs von 1871 als Mensch und vor allem als Politiker vor, denn Politik war nun einmal Bismarcks Beruf im Sinne von Berufung. Dabei wird der Zeitraum von 1848 bis 1871 in den Blick genommen, in dem sich sein Aufstieg vom reaktionär wirkenden preußischen Junker zum souveränen Staatsmann europäischen Zuschnitts vollzog. Die Revolution von 1848 und die Gründung des Deutschen Reichs 1871 bilden die Eckpunkte dieses zentralen Abschnitts in Bismarcks Leben und Werk, für das die deutsche wie auch die europäische Geschichte gewissermaßen den Hintergrund bildet.