Von den USA bis Europa breitet sich eine Bewegung der Erwachten aus, die den Westen anklagt, Menschen nach Hautfarbe und Geschlecht in Identitätsgruppen einteilt und Bürgerrechte unter den Vorbehalt einer höheren Gerechtigkeit stellt. Diese neue Macht, die unter Namen wie woke, Identitätspolitik oder »Kritische Rassentheorie« auftritt, behauptet von sich selbst, progressiv zu sein. Sie benutzen Begriffe der alten Linken. Und sie verspricht eine bessere, friedlichere, gleichere Gesellschaft. Ihre Vertreter sehen sich als Träger einer überlegenen Moral.

»Verachtung nach unten« seziert dieses Phänomen, legt seine Wurzeln bloß, und nimmt sein toxisches Ideengebäude auseinander. Alexander Wendt legt ein tiefenscharfes Bild einer parareligiösen Ideologie vor, die schon jetzt die meisten Länder des Westens prägt. Diese Bewegung ist nicht progressiv. Sie zerstört, ohne neue stabile Strukturen zu schaffen. Sie ist amoralisch.

Ihre Ideen transformieren nichts und niemand in eine friedliche Zukunft.

Den Kern dieser Bewegung bildet eine kulturelle Verachtung nach unten, gegen all, die sich der autoritären Moral verweigern. Die Verachtung der erwachten Eiferer richtet sich gegen die zentralen Prinzipien des Westens: Individualität, Rationalität, Gewaltenteilung, eine vernünftige Balance zwischen Tradition und Entwicklung. Diejenigen, die sich für Erwachte halten, drängen die Gesellschaft in eine vormoderne, tribalistische, neofeudale Ordnung - unter der Fahne des Fortschritts.

Die größte Bedrohung des westlichen Modells kommt nicht von außen, sondern aus seinem Inneren.

Wie konnten sich die Erwachten mit ihren Ideen so schnell ausbreiten, Begriffe prägen, Institutionen erobern? Wer verstehen will, warum ihr so viele nachlaufen, Einzelne, Parteien, Unternehmen, der muss die Grundlagen dieser Ideologie kennen. Wer sich gegen sie wehren will, sollte wissen, wo ihre Schwachpunkte liegen.

Ihr Triumphzug ist keine ausgemachte Sache. In der Konfrontation mit den Erwachten wird jeder zum Konservativen, der die Bürgergesellschaft erhalten will. Und zum Liberalen, wer sich gegen die autoritäre Anmaßung wehrt. Auch traditionelle Linke finden in »Verachtung nach unten« Argumente, warum sie sich gegen die Pseudoprogressiven stellen sollten. Alexander Wendt beschreibt nicht nur, was auf dem Spiel steht. Sein Buch zeigt auch Wege, den Kulturkrieg wieder einzudämmen.