Die Vertreibung der Deutschen aus dem Osten ist nicht nur einThema der Vertriebenen allein. Denn wird ein Arm vom Körper abgetrennt, verliert nicht nur der Arm sein Recht, sondern der ganze Körper. Das Unrecht, das damals verübt wurde, ist unser aller Trauma und fordert politische Verantwortung, unabhängig von dem omnipräsenten Schuldkult.

Wie es Roman Herzog, der frühere Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, einmal überaus treffend ausdrückte: „Kein Unrecht, und mag es noch so groß gewesen sein, rechtfertigt anderes Unrecht. Verbrechen sind auch dann Verbrechen, wenn [ihnen] andere Verbrechen vorausgegangen sind.“ Diese Feststellung zitierte Ex-SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz am 1. September 2001 auf dem Tag der Heimat in Berlin in seiner Rede. Das Denkmodell der „gerechten“ Strafe sei, so Glotz, korrupt.

In einer Zeit, in der Deutsche fast nur noch als Täter, nicht jedoch als Opfer präsentiert werden, darf auf gar keinen Fall in Vergessenheit geraten, sondern es muss immer wieder in schonungsloser Deutlichkeit konstatiert werden: Die systematische Vertreibung der deutschen Zivilbevölkerung aus ihrer angestammten Heimat in Ostdeutschland stellt ohne jeden Zweifel ein gewaltiges Verbrechen dar. Angesichts all dessen zeigt diese Eckartschrift auf, welche Verluste die deutschen Heimatvertriebenen von 1944/45 bis 1948 erlitten haben.