Im Frühjahr 2021 hatte Matthias Politycki genug vom deutschen Debattensumpf und zog nach Wien. In Mein Abschied von Deutschland. Wovon ich rede, wenn ich von Freiheit rede begründet er seine Entscheidung und verteidigt eine über Jahrhunderte gewachsene Sprache gegenüber all jenen, die sie für ideologische Zwecke zu instrumentalisieren suchen.

Bis zur Verhängung des Corona-Lockdowns im Frühjahr 2020 war Matthias Politycki einen Großteil des Jahres unterwegs, auch um immer wieder Abstand zu den deutschen Befindlichkeiten zu gewinnen. Ein Jahr später, im Frühjahr 2021, war es mit Reisen allein nicht mehr getan. Der Essay, in dem er seinen Umzug begründete – veröffentlicht in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung –, zog ein überwältigendes Echo nach sich, so dass er sich herausgefordert fühlte, die Umstände seines Weggangs noch einmal neu zu reflektieren: Als klassischer Linker steht Politycki für eine (fast) unbegrenzte Freiheit der Meinung, der Phantasie und der Literatur, die er in Deutschland zunehmend eingeschränkt sieht. In seinem Buch untersucht er die Auswirkungen aktueller Geschlechter- und Identitätspolitik; er zeigt, wie die Sprache Gefahr läuft, ihre Vielfalt und Unschuld zu verlieren, und wie eine grassierende Gegenaufklärung das Ende unserer Debattenkultur herbeiführt und uns zu entmündigen droht.

Mein Abschied von Deutschland ist das Bekenntnis eines überzeugten Demokraten und Stilisten zugleich und ein leidenschaftliches Plädoyer für wildes Denken über weltanschauliche Gräben hinweg.