Karlheinz Weißmann
1919 – Von der Revolution zum Friedensdiktat
9783929886702 |
JF Edition 2019 |
gebunden, 208 Seiten |
Der Übergang von der Monarchie zur Republik war gekennzeichnet durch schwere Bedrohungen von innen wie von außen. Die heute herrschende Vorstellung, daß mit dem Waffenstillstand und der Ausrufung der Republik das Entscheidende geregelt war und man einer Epoche des Friedens und der Demokratie entgegenschritt, hat wenig mit der damaligen Realität zu tun.
Das Jahr 1919 war insofern ein Schlüsseljahr, denn es sah zwar das Ende der Kampfhandlungen an der Westfront, aber auch deren Fortsetzung im Osten, Mobilmachung und Bewaffnung links wie rechts, hochfliegende Hoffnungen aller Art und bittere Demütigung, mühsam wiedergewonnene Normalität, aber auch Hunderttausende Tote durch Hunger, Not und Krankheit, eine neue Verfassung, aber auch den Versailler Vertrag.
Die Novemberrevolution 1918 und ihre Folgen gelten heute als eine »wichtige Etappe der deutschen Demokratiegeschichte« auf dem Weg hin zu einer egalitären, humanitären, progressiven, pazifistischen Ordnung, die den konkreten Bedingungen geschichtlicher Existenz enthoben ist, keine Kontinuitäten, keine Notwendigkeiten, keine Feinde kennt. Diesen geschichtspolitischen Konsens unterzieht Karlheinz Weißmann mit seinem Buch einer kritischen Prüfung. Er bringt Fakten zur Geltung, die gewöhnlich beiseite geschoben und verdrängt werden. Vor allem aber ruft er vergessene Interpretationen wieder ins Gedächtnis zurück. Denn der Verlauf der Geschichte war nach 1919 keineswegs ein für allemal festgelegt, so daß er nur auf den baldigen Zusammenbruch der Demokratie, den Aufstieg Hitlers, den Zweiten Weltkrieg, den Judenmord, die Vernichtung des deutschen Ostens, die Besetzung und Teilung Deutschlands hinauslaufen konnte. Aber es ist doch unbestreitbar, daß damals diese oder jene Festlegungen getroffen wurden, die bestimmte Handlungsmöglichkeiten eröffneten und andere verschlossen. Diesen Sachverhalt will Karlheinz Weißmann wieder ins Bewußtsein zu rücken.