Die Frage nach dem Eigenen, dem Wir, dem Gemeinsamen und Identitätsstiftenden, ist mit allen damit verbundenen Konsequenzen in die Sphäre des Politischen zurückgekehrt. Das haben die „Identitären Bewegungen“ in Frankreich, Österreich oder Deutschland nicht entdeckt, aber sie haben es popkulturell erkennbar gemacht. Doch kein Aktionismus ohne elementare Theorie: Bernard Willms (1931 bis 1991, zur Autorenseite) hat bereits 1986 Grundlegendes über unsere Identität als Deutsche und Europäer ausgearbeitet, und zwar jenseits des damals wie heute folkloristisch-defensiven Regional- oder Heimatbegriffs. Um es mit Hans-Dietrich Sander zu sagen: Identität ist eine Frage auf Leben und Tod.

Der vorliegende Text ist für diese Neuausgabe an jenen Stellen aktualisiert und gekürzt worden, die sich in der Fassung von 1986 ausschließlich auf die deutsche Teilung bezogen: Ansonsten ist das, was der Bochumer Politikprofessor Willms schrieb, auch 2013 noch für jeden Leser essentiell, der sich dem Thema „Identität“ aus originär rechter Seite annähern möchte.

Willms geht über eine rein theoretisch ausgerichtete Abhandlung über den Topos der Identität hinaus, indem er nicht lediglich die „sieben Todsünden gegen die deutsche Identität“ charakterisiert und ihnen griffige nationale Imperative gegenüberstellt: Er ruft überdies die Verantwortung der Jugend für Deutschland ins Gedächtnis. Weil der Denker der deutschen Nation also keine genuin politikwissenschaftliche Studie verfaßt, sondern einen Weckruf zum intellektuellen Widerstand ausgestoßen hat, gehört die „Rede aus dem deutschen Elend“ zu jenen mobilisierenden Texte, die seit Jahren in der reihe kaplaken ihren Platz haben.