»Nur ein Gott kann uns noch retten«, äußerte Martin Heidegger 1966 in einem berühmtgewordenen Interview. »Die entscheidenden Schlachten werden von der Seele gewonnen«, schrieb der katholische Romancier Jean Raspail. »Europa besitzt keine identitäre Religion«, beklagte der Historiker Dominique Venner, der an keinen Gott glaubte und sich im Mai 2013 vor dem Altar von Notre-Dame zu Paris erschoß.

Was bedeuten diese Sätze, aus welchen Krisen sind sie erwachsen, welche Ausblicke eröffnen sie? Ist unser christliches Erbe tot oder gar eine vergiftete Last, die es abzuschütteln gilt? Könnten wir uns überhaupt aus der »großen christlichen Erzählung« lösen, deren Bilder unser abendländisches Bewußtsein so tief geprägt haben? Können wir auf die Bindung an überzeitliche, überpersönliche Ordnungen verzichten? Und: gibt es angesichts des Zerfalls der westlichen Welt im Zeichen einer hybriden Auflösung aller Dinge noch Hoffnung auf ein Überdauerndes?

Martin Lichtmesz (zur Autorenseite) macht sich in seinem Großessay erneut an die Vermessung eines »besetzten Geländes«.