Die heutige Welt geht einer geistigen Erneuerung entgegen. Vielleicht haben es manche noch nicht eingesehen, weil das hilflose Leiden der Gegenwart zu groß ist und alle vorhandenen Kräfte in Anspruch nimmt. Vielleicht haben andere die Notwendigkeit der Erneuerung schon eingesehen, wissen aber noch nicht, wie der richtige Weg zu finden wäre und was sie zu beginnen hätten.

Um diese geistige Erneuerung zu erreichen, muss der Mensch den Weg zum Ursprünglichen wiederfinden. Er muss die Freiheit wieder schätzen lernen, die Güte in sich aufblühen lassen, sich zur gottgefälligen Demut durchringen, das göttliche Geheimnis der Welt anerkennen, sich der Herzensschau ergeben, die Freude des Dankes genießen können und also in der wahren Religiosität die Quelle des Lebens erreichen.

Was er dann in die Welt ausstrahlen wird, wird sein Leben weihen und seine Kultur dem wahren Christentum entgegenführen.

Der Autor dieser Zeilen, der russisch-orthodoxe Gelehrte Prof. Iwan Alexandrowitsch Iljin, erfuhr das ganze Elend des rasanten Aufstiegs des Nihilismus im 20. Jahrhundert am eigenen Leib: Zunächst musste er seine, vom atheistischen Bolschewismus okkupierte Heimat verlassen; anschließend war er – wegen des atheistischen Nationalsozialismus – gezwungen, aus seinem vorübergehenden Exil fliehen, um die letzten sechzehn Jahre seines Lebens im Schweizer Exil zu verbringen. In dieser Zeit nahm er allmählich seine Vorlesungs- und Vortragstätigkeit in russischen und deutsch-schweizerischen Kreisen wieder auf und machte sich unermüdlich an die Auf- und Ausarbeitung seiner Untersuchungen und Erneuerungsbücher.