Wir erleben derzeit in Deutschland einen beispiellosen Angriff des politischen Establishments und der fast gleichgeschalteten Medien auf den Volksbegriff. Ethnische Identität, Wir-Gefühle auf der Grundlage einer Abstammungs- und Kulturgemeinschaft, nationales Selbstbewußtsein und die von der herrschenden politischen Klasse geforderte und geförderte Einwanderungsgesellschaft scheinen nicht kompatibel. Mit erheblichem manipulativen und polemischen Aufwand wird Stimmung gegen das noch immer mehrheitlich vorhandene Volkszugehörigkeitsbewußtsein geschürt. Gibt es denn überhaupt noch so etwas wie das „Volk“? Oder sind Völker lediglich ideologische Konstrukte aus der Vergangenheit, die in einer globalisierten Welt keinen Platz mehr haben sollten? Vielfältig sind die Versuche, den Begriff „Deutsches Volk“ – in der Präambel des Grundgesetzes noch ausdrücklich als der Souverän Deutschlands benannt – verächtlich zu machen, zu tilgen oder in „Bevölkerung“ umzudeuten.

Christian Böttger, promovierter Ethnologe und Volkskundler mit DDR-Sozialisation, analysiert das Verschwinden des Volksbegriffs aus dem wissenschaftlichen Diskurs und dem allgemeinen Sprachgebrauch. In seiner populärwissenschaftlichen, gut lesbaren Darstellung präsentiert der Autor die historisch-systemische Ethnos-Theorie, die zumindest vor 1989 in Osteuropa weite Verbreitung gefunden hatte und vom Autor als Kontrast zur amerikanischen Kulturanthropologie und ihren Ablegern vorgestellt wird.

Was ist eigentlich ein Volk? Als Wissenschaft von den Völkern müßten hier eigentlich Ethnologie und Volkskunde Auskunft geben können. Warum der Fall nicht so einfach liegt, davon handelt dieses Buch. Der Autor, ein promovierter Ethnologe und Volkskundler, vor der Wende wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Akademie der Wissenschaften der ehemaligen DDR, beschäftigt sich mit dem „Nebel“, der gegenwärtig um den Volksbegriff erzeugt wird, konkret mit seinem nicht ganz zufälligen Verschwinden aus dem wissenschaftlichen Diskurs und dem allgemeinen Sprachgebrauch. Als zentrales ideologisches Instrument zur Verbreitung dieses Nebels  entlarvt er in dieser überwiegend „populärwissenschaftlich“ gehaltenen, gut lesbaren Darstellung die völlig harmlos daherkommende amerikanische Kulturanthropologie. Weil diese aber die ständig sich verändernde Lebensweise als Kultur begreift, gelingt es ihr scheinbar, alle fixen kollektiven Identitäten, die ja meist kulturell unterlegt sind, rein abstrakt aufzulösen. Damit avanciert die Kulturanthropologie im Prozeß der Globalisierung zur trickreichen Waffe der Globalisten im Kampf gegen die Völkervielfalt. Demgegenüber präsentiert der Autor mit der „historisch-systemischen“ Methode der russischen Ethnos-Theorie überzeugend eine Alternative dazu und testet ihre Belastbarkeit und Chancen am Beispiel der Entstehungsgeschichte unseres eigenen Volkes. Dabei kann er den Nachweis erbringen, daß sich diese Ethnogenese nicht nur in unseren Gehirnen, im intellektuellen Diskurs als „Erfindung“ von Volkskundlern und Ethnologen abgespielt hat, wie uns die „Konstruktivisten“ heute einreden wollen, sondern ein realer Prozeß der Weltgeschichte war.

Zur Person:
Christian Böttger, geb. 1954, Facharbeiterausbildung als Gärtner für Zierpflanzenbau mit Abitur 1974, studierte von 1983-1988 Ethnographie, deutsche Geschichte und Volkskunde an der Humboldt-Universität zu Berlin. Danach arbeitete er bis Ende 1991 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Wissenschaftsbereich Kulturgeschichte/Volkskunde am Zentralinstitut für Geschichte (Akademie der Wissenschaften der DDR) an einem Forschungsprojekt auf dem Gebiet der Kulturgeschichte sozialer Reformbewegungen in Deutschland um 1900. Ende 1993 promovierte er an der Humboldt-Universität zum doctor philosophiae. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an verschiedenen Lexikonprojekten beschäftigt.