Die westliche Moderne kennzeichnet bis heute ein langer, widersprüchlicher Prozeß um die Statuierung der Menschenrechte. Es waren die schrecklichen Erfahrungen mit den Totalitarismen des letzten Jahrhunderts, die schließlich den Diskurs darüber in eine  abstrakte »Erklärung« goß. Abgeleitet allein aus seinem Menschsein sollte die Würde des Einzelnen durch Rechte mit universellem Geltungsanspruch garantiert werden. 

Diese verabsolutierende Sakralisierung der Menschenrechte forcierte zum einen die  Verdrängung des Politischen durch eine sich universell verstehende Moral. Das führt zu einem im tiefer gehenden Konflikt zwischen dem Einzelnen und dem Staat. 

Der Philosoph Rudolf Brandner legt in seinem Essays die Widersprüche des Menschenrechtsdiskurses in all ihren Verästelungen dar. In einem zweiten Teil geht er auf die ethischen, rechtlichen und politischen Implikationen ein. Der ethische Gehalt der Menschenrechte wird dabei nie in Frage gestellt – sehr wohl aber wird ihre ideologische Rechtfertigung scharf in den Blick genommen.