Man kann sich den Zusammenbruch von 1918 und den von 1923 nicht vorstellen, wenn diese Jahre nicht in aller Drastik, Unübersichtlichkeit und Rasanz geschildert werden. Wie macht man das? Der Schriftsteller Robert Neumann stellt Handel und Hunger, Schieberei und Börse, Epidemie und Masse, Empörung und Lebenskampf unvermittelt nebeneinander – und präsentiert auf diese Weise den Ausschnitt einer Zeit, in der die Menschen aus der Ordnung ins Chaos fielen.

Sintflut: Schauplatz des Untergangs ist Wien, Orte sind der Kasernenhof, Caféhäuser, die Straße, der Hinterhof, die Aktiengesellschaft, die Börse, das Bordell. Akteure: kleinere Leute und Schieber, Spekulanten und Nutten, Rekruten und Studenten und vor allem Bürger, die um alles gebracht werden, was sie haben.

Der Stil ist zugleich kalt und sachlich und futuristisch montiert. Der ganze Roman ist eine Montage, wie aus Zeitungen ausgeschnitten, grundpessimistisch und atemlos. Man liest unter einem Bann. Stefan Zweig urteilte, daß „die Darstellung des Wirklichen, die Schilderung des Geschäftlich-Sachlichen die Genialität dieses Romans“ ausmache.

Sintflut war auch international ein großer Erfolg. Das Buch erschien 1929, erlebte mehrere Auflagen und wurde unter anderem ins Dänische, Polnische und Englische übersetzt. Heute finden Sie antiquarisch kein einziges Exemplar mehr – aber bei uns die Neuausgabe mit einem Nachwort von Erik Lehnert.